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Relax – In der Ruhe liegt die Kraft

Über mir wölbt sich der strahlend blaue Himmel. Obwohl die Sonne an diesem Morgen ihre Kraft noch nicht voll entfaltet hat, ist es doch warm genug für ein Frühstück auf dem Balkon. In der Küche blubbert der Kaffee, die Vögel in den umliegenden Bäumen geben ein Privatkonzert. Die Szene ist einen WhatsApp Status wert. Wenn ich schon mal das Handy bei der Hand habe, kann ich gleich noch durch meine Mails schauen und kurz das Instagram Profil checken während im Hintergrund die Nachrichten per Livestream übertragen werden. Vergessen sind die Ruhe und das Verweilen im Moment.

Eine einzige Ausgabe der New York Times enthält heute so viele Informationen wie ein Mensch im 17. Jahrhundert in seinem gesamten Leben konsumierte. Das habe ich in der letzten Woche in einem Onlineseminar gelernt. Dabei braucht man nicht einmal so weit in der Geschichte zurückzugehen, um zu begreifen, wie rasant die Datenmenge kontinuierlich wächst. Allein in den letzten 30 Jahren ist die Menge an Informationen, die wir aufnehmen, um 350 % gestiegen. Obwohl mir diese Fakten nicht ganz neu sind, haben sie mich doch geflashed. Es fasziniert mich, welch enorme Informationsflut unser Gehirn täglich zu bewältigen hat. Ein wahrer Supercomputer.

Gut, wir haben unsere Fähigkeit zu filtern enorm optimiert und nur ein Bruchteil der Signale, die wir über unsere fünf Sinne empfangen, erreicht schliesslich unser Bewusstsein. Dennoch fühlen wir uns oft unter Strom und es fällt schwer abzuschalten.

Nichtstun und Müssiggang – und damit meine ich wirklich die geringst mögliche Form einer aktiven Tätigkeit, z.B. ruhig auf einer Bank oder im Gras zu sitzen und den Himmel zu beobachten – sind für die meisten von uns eine extrem selten gewordene Beschäftigung. Jede freie Minute wird zur Optimierung, Aktivierung oder für ein Engagement genutzt. Dabei ist die Zeit des Nichtstuns ebenso wichtig wie unsere produktive Zeit, um wieder Energie für neue Projekte zu tanken.

 

Energietankstelle Ruhezeiten

Für mich besteht die Krux beim vollkommenen Nichtstuns darin, dass ich mich dabei unwohl fühle, weil ich im wahrsten Sinne des Wortes keiner produktiven Tätigkeit nachgehe. Statt einfach nur in den Himmel zu starren und vorbeiziehende Wolken zu zählen, könnte ich genauso gut ein wenig sauber machen – dann ist das schon mal erledigt, kurz einer Freundin schreiben – bei der ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe, und und und. 
Aber verpasse ich wirklich soviel, wie ich glaube, wenn ich mir einmal eine Auszeit gönne? Gewinne ich nicht eher dazu, indem ich Kopf und Körper die Gelegenheit gebe, einmal vollständig zur Ruhe zu kommen? Diese kleinen und grossen Pausen sind wichtig, unseren Energietank wieder aufzuladen, körperlich und geistig fit zu bleiben. Dabei hat jeder sein eigenes Energielevel. Wo der eine schon lange eine Ruhezeit bräuchte, hat der andere noch Kraft zum Bäume ausreisen. Deshalb sollten wir uns hier auch nie zu fest mit anderen vergleichen. Es hilft, sich an Vorbildern zu orientierten. Im Endeffekt kommt es aber darauf an, was du und dein Körper brauchen. Dass ich definitiv zu lange nichts dafür getan habe meinen Energietank aufzuladen, merke ich daran, dass ich schusselig werde. Wie hiessen nochmal die neuen Nachbarn? Wo ist denn dieser blöde Geldbeutel? Er war doch sonst immer hier in meiner Tasche. Wenn ich dann noch anfange zu stolpern und Gegenstände fallen zu lassen, wird es definitiv Zeit, einen Gang zurückzuschalten.

Auch hier gibt es kein Patentrezept. Während der eine faul den ganzen Tag mit einem Buch und seinem Lieblingsgetränk allein in der Sonne liegt, braucht der andere Bewegung und den Austausch mit anderen, um  seine Batterien wieder aufzuladen. Welche Methode zum Krafttank wem am Besten hilft, hängt sowohl von persönlichen Vorlieben, wie auch dem Alltag der Person ab. Wer beruflich einer schweren körperlichen Tätigkeit nachgeht, relaxt höchstwahrscheinlich bevorzugt zum Krafttanken. Wer von früh bis spät vor dem Computer im Büro hockt, braucht in der Regel eher einen aktiven Ausgleich. Drei Grundregeln, die mich persönlich immer ganz schnell in den Relaxmodus versetzen, sind:

  1. Alle Ablenkungen durch mobile Geräte sind tabu.
  2. Raus aus der gewohnten Umgebung. Am Besten rein in die Natur.
  3. Spontan sein. Nichts planen, sondern sich einfach mal einmal treiben lassen.

Jetzt lasse ich euch in Ruhe mit dem Thema. Viel Spass beim Relaxen!


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Kommentare: 1
  • #1

    Sarah (Montag, 14 Juni 2021 07:09)

    Toll zusammengefasst - ich muss auch mal wieder nichts tun!!!!! Ich bin sehr traurig, dass mein Sohn eine noch viel tiefgreifendere Ablenkung durch die heutigen Medien erfahren wird - wir hatten wenigstens eine Kindheit, in der wir sogar teilweise Langweile erfahren durften haha